„Pause - das darf nicht passieren"
Verein hofft, dass mit Hartz-Konzept Chancen für
Rehabilitanten nicht wegbrechen
Von ANDREAS LÄBE
Nitzschka. 20 Rehabilitanten sind gegenwärtig m den beiden
Werkstätten des Vereins zur Förderung umweltbewussten und sozialen
Handelns in Nitzschka und Würzen beschäftigt. „Für die Frauen
und Männer, die hier in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen angestellt
sind, geht es nicht nur ums Geld", sagt Vereinsvorsitzende Annelies Friedrich.
Sie weiß: Für die meisten sind auch die Kontakte wichtig, die
sie hier zu anderen Leuten finden.
Ende Februar ist bereits eine solche Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen
ausgelaufen. Für die zwei anderen ist Ende März Schluss. Das,
so befürchtet die Vereinsvorsitzende, könnte für unabsehbare
Zeit auch generell das Ende für die Beschäftigung von Rehahihtanten
in den Werkstätten sein.
„Nach dem Hartz-Konzept der Bundesregierung sollen ABM-Beschäftigte
nach ihrer ABM-Zeit für eine bestimmte Frist fest eingestellt werden.
Das kann sich kein gemeinnütziger Verein leisten", erklärt
Annelies Friedrich. Wenn es hier nicht noch Änderungen
gebe, würde das auch für die Werkstatt in Nitzschka erst einmal
Zwangspause bedeuten. „Das darf nicht passieren", sagt Annelies Friedrich.
Hier müsse eine Lösung gefunden werden, denn die Leidtragenden
wären vor allem die Rehabilitanten, die - so die Vorsitzende - auf
dem ersten Arbeitsmarkt kaum eine Chance hätten. In der Vereins-Werkstatt
dagegen können sie ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten entsprechend
Nützliches leisten. „Hier werden beispielsweise Figuren aus Holz und
Wandbilder ebenso wie Tafeln für Wanderwege oder Nistkästen gefertigt.
Skeptisch sieht auch der Geschäftsführer des Vereins, Eberhard
Friedrich die Situation: „Das Hartz-Konzept mag gut gemeint sein, wenn
es mehr auf den ersten Arbeitsmarkt orientiert. Aber wenn - wie in hiesigen
Regionen - nur ganz wenig Arbeitsplätze zur Verfügung stehen,
werden Menschen, wie sie der Verein beschäftigt, die geringsten Chancen
haben." Eine Hoffnung bleibt in dieser Situation noch. Der Verein bietet
Arbeitslosen die Möglichkeit, in sogenannten Strukturanpassungsmaßnahmen
(SAM) tätig zu sein. Sie helfen unter anderem beim Aufbau der Heimatstube
im ehemaligen Rittergut mit oder sind für den Denkmalschutz
im Einsatz.
Runde Sache: Roland Schmidt „zaubert" in der Vereinswerkstatt an der Drechselbank mit viel Fingerspitzengefühl Figuren, die anschließend bemalt werden. Foto: Peschel
LVZ Muldental 5. März 2003
Nitzschkaer Frauen hatten an ihrem Ehrentag frei
Der Gentleman war für den Kaffee zuständig
Mmmh, dieser Tee schmeckt. Verschiedene Sorten zum Probieren hatte „Kräutertee" Christine Müller (r.) für die Frauen in Nitzschka mitgebracht. Anneliese Friedrich (m.) freute der Andrang. Foto: Alexandrow
Nitzschka (alex). Gelesen hatten den Anschlag viele, und wer
nicht, erfuhr es von der Nachbarin: Der Verein zur Förderung umweltbewussten
und sozialen Handelns e.V. lädt zum Frauentag in den alten Gasthof
ein. Organisatorin Annelies Friedrich hatte eine Überraschung parat.
„Kräutertee" Christine Müller kam mit allerhand duftenden Tees,
Gebäck und ganz viel Wissenswertem darüber.
Gern probierten die Frauen unterschiedlichen Alters die verschiedenen
Sorten. Christine Müller rückte dabei auch den Grünen Tee
ins rechte Licht. Wie die 26-jäh-rige Cindy Thomalla entschieden auch
andere Frauen mal zu gucken und zu schauen. Die 82-jährige Elsa Eulitz
war zum ersten Mal der Einladung des Vereins gefolgt. Sie hatte von der
Frauentagsfeier beim Frisör erfahren und dort auch gleich einen Fahrer
organisiert bekommen, da sie in Oelschütz wohnt. Sie sei immer gern
unter Leuten, aber jetzt traue sie sich oft nicht mehr.
Eberhard Friedrich war der perfekte Gentleman, servierte Kaffee. Die
meisten Frauen gestanden, dass zu Hause kaum einer Blumen parat hatte.
Für alle war aber ganz wichtig, dass sie sich mal wieder treffen konnten.
Das stellten auch die beiden Nachbarinnen Hannelore Schneider und Marlene
Manngatter fest.
Genau das war auch das Anliegen von Annelies Friedrich. Die Frauen
sollten sich wieder etwas näher kommen, wie es früher mal war,
als noch der Plausch übern Gartenzaun Alltag war, auf dem Dorf.
LVZ Muldental 10. März 2003
Vereinsziel:
Kulturelles Zentrum im Rittergut
Kühren-Burkartshain / Nitzschka. Das Rittergut Nitzschka soll zu einem ländlichen Kulturzentrum ausgestaltet werden. Das hat sich der Verein zur Förderung umweltbewussten Handelns auf die Fahnen geschrieben. Als wichtigen Schritt auf dem Weg zu einer solchen Begegnungsstätte bezeichnet Vereinsvorsitzende Annelies Friedrich unter anderem den Ausbau der Heimatstube im Rittergut. Seit Jahresbeginn wird dort gezielt die Ausstellung historischer Haushalts- und Handwerksgegenstände vorbereitet. In Rittergut und Heimatstube sollen neben Ausstellungen künftig vielfältige andere kulturelle Angebote unterbreitet werden. Gedacht ist beispielsweise an Buchlesungen, Filmabende, Basteinachmittage für Kinder und Gartenfeste. „Unser Anliegen ist es. Heimatgefühl zu festigen und alte Traditionen zu pflegen", erklärte dazu Annelies Friedrich weiter.
LVZ Muldental 17. März 2003
Nitzschka wird wieder Gastgeber für internationales
Workcamp
Jugendliche aus europäischen Ländern helfen
bei Ausbau des Rittergutes
Kühren-Burkartshain /Nitzschka (al). Der Verein zur Förderung umweltbewussten und sozialen Handelns ist vom 16. bis zum 30. August Gastgeber für Teilnehmer eines internationalen Workcamps für Jugendliche in Nitzschka. Die Studenten aus mehreren Ländern Europas werden bei Erd- und Instandsetzungsarbeiten den Ausbau des ehemaligen Rittergutes zu einem touristischen Zentrum unterstützen. Wie die Vorsitzende des Vereins, Annelies Friedrich, erklärte, sollen mit Hilfe der jungen Leute unter anderem im Hof des Rittergutes die Fußwege weiter ausgebaut werden. Bereits in den zurückliegenden Jahren war Nitzschka Treffpunkt für solche Workcamps, deren Träger das Amt für evangelische Jugendarbeit in Berlin und Brandenburg ist. Die Camps führen jeweils für zwei Wochen junge Menschen aus ganz Europa zusammen. Sie arbeiten nicht nur gemeinsam, sondern verbringen auch ihre Freizeit miteinander. Bei dem Treff in Nitzschka stehen unter anderem auch Radtouren durch das Muldental sowie Fahrten nach Dresden, Leipzig und Colditz auf dem Programm. Ähnliche Camps finden in diesem Jahr unter anderem im Kloster Wechselburg und in der Klosterruine St. Wigbert in Göllingen/Kyffhäuser statt.
LVZ Muldental 26. März 2003
Ideen blühen inmitten alter Mauern
Konzept: Ehemaliges Rittergut Nitzschka soll touristischer
Magnet in der Muldenaue werden
VON ANDREAS LÄBE
Kühren-Burkartshain/Nitzschka. Die Frühlingssonne prasselt
auf die Muldenterrasse des Nitzschkaer Rittergutes. Die Beete für
den Kräutergarten sind hier schon abgesteckt. Bald soll es dort wieder
blühen. Bis das ganze architektonische Ensemble wieder in voller Blüte
steht, werden dagegen wohl noch Jahre vergehen.
Trotzdem bedarf es keiner großen Phantasie, um sich vorzustellen,
dass der Flecken an der Mulde einmal ein touristischer Anziehungspunkt
sein könnte. Ein Geheimtipp für Ausflügler ist er jetzt
schon. Nach dem Konzept des Vereins sollen hier einmal ein Familienzentrum
unter anderem mit Jugendherberge und Gaststätte zum Verweilen einladen.
Seit der Verein zur Förderung umweltbewussten und sozialen Handelns
1998 das alte Rittergut kaufte, um es vor dem Verfall zu retten, ist die
historische Anlage in ihren ursprünglichen schönen Konturen schon
wieder deutlich hervorgetreten. Wo das einstige Herrenhaus stand, sind
unter dem Müll die Grundmauern frei gelegt und Sicherungsmaßnahmen
für die Restmauern durchgeführt worden. Hier soll eine Aussichtsplattform
entstehen. Der Blick reicht weit in die Muldenaue.
Im ehemaligen Verwaltungsgebäude hat sich mittlerweile
die Heimatstube des Vereins provisorisch etabliert. Zurzeit beherbergen
die Räume die Materialsammlung für künftige Ausstellungen.
Die ehemaligen Schmiede des Hofes wird gegenwärtig ausgebaut. „Hier
könnten über kurz oder lang Werkstätten für Schüler
eingerichtet werden", blickt Vereins-Geschäftsführer Eberhard
Friedrich voraus. Er kann sich auch gut vorstellen, dass im kleinen Stallgebäude
im unteren Hofbereich eine Gaststätte einmal ihre Pforten öffnet.
Dort wäre auch reichlich Platz für Freisitze an der Mulde. Unweit
davon, wo früher einmal Waage und Wäschemangel ihr Domizil hatten,
wäre Platz für einen kleinen Laden.
„An Ideen fehlt es uns nicht", erklärt Vereinsvorsitzende Annelies
Friedrich. Und sie fügt hinzu: „Unterstützung könnten wir
allerdings noch mehr gebrauchen." Unverständlich sei ihr, dass dem
Verein für die dringende Reparatur der Ufermauer keine ABM-Leute bewilligt
werden. Jetzt wolle man versuchen, dass mit Hilfe der Gemeinde die Flussmeisterei
hier in die Bresche springt. „Ähnliche Hilfsangebote gibt es immer
wieder. Das macht auch Mut", freut sich Annelies Friedrich. In Kürze
will sie zu einer kleinen Premiere in den Ritterguts-Garten einladen. Dort
soll ein Fest im Grünen mit Ringelnatz-Lesung stattfinden. Annelies
Friedrich: „Solche Veranstaltungen sind wichtig. Sie beweisen, dass unser
Konzept lebt."
Schöne Aussichten: Blick auf Rittergutsgarten und Muldenaue.
LVZ Muldental 9. Mai 2003
Geballte ABM-Kraft ab Juli auch im Schlosspark Nitzschka
zu spüren
Junge leute helfen bei Verschönerungsarbeiten
rund ums Rittergut
Kühren-Burkartshain/Nitzschka (al). 18 Jugendliche werden
ab l. Juli im Verein zur Förderung umweltbewussten und sozialen Handelns
für sechs Monate in einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme tätig
sein.
In Nitzschka werden die jungen Leute unter anderem bei Renaturierungsarbeiten
rund um das Herrenhaus des ehemaligen Rittergutes zum Einsatz kommen. Beispielsweise
soll die Trockenmauer wieder hergestellt werden, die durch das Augusthochwasser
2002 stark beschädigt worden war. Außerdem werden die Mädchen
und Jungen beim Wiederherstellen von Wegen helfen.
Der Verein hatte das alte Rittergut im Jahre 1988 gekauft, um es vor
dem Verfall zu retten. Das Konzept sieht vor, die historische Anlage weitgehend
in ihrer alten Struktur zu erhalten und zu einem touristischen Anziehungspunkt
in der Muldenaue auszubauen. Im ehemaligen Verwaltungsgebäude ist
bereits eine Sammlung für die Heimatstube eingerichtet worden. Vereinsvorsitzende
Annelies Friedrich zeigt sich erfreut über das bestätigte ABM-Projekt.
„Seit Wochen musste die Arbeit im Areal des Rittergutes und des dazugehörigen
Schlosshofes wegen fehlender Arbeitskräfte ruhen. Jetzt haben wir
auch berechtigte Hoffnung, dass der Verein im August wieder zu einer öffentlichen
Veranstaltung im Schlossgarten einladen kann. Wir wollen mit einer Buchlesung
den 120. Geburtstag von Ringelnatz würdigen", sagte sie.
Helfen werden die jungen ABMer aber auch bei Verschönerungsarbeiten
in Würzen, so beispielsweise im Übungsgarten in der Kleegasse/Windmühlenweg
und entlang des Naherholungspfades im Bennewitzer Forst.
LVZ Muldental 27. Juni 2003
Im Jugendcamp ist auch die Toleranz zu Hause
Jugendliche aus acht Ländern bald in Nitzschka
Von ANDREAS LÄBE
Kühren-Burkartshain /Nitzschka. 15 Studenten aus acht Ländern
werden vom 16. August bis zum 30. August in Nitzschka zu einem internationalen
Jugendcamp erwartet. Es ist das dritte Projekt dieser Art, das der Verein
zur Förderung umweltbewussten und sozialen Handelns in Zusammenarbeit
mit dem Ökumenischen Werk Berlin seit 2001 verwirklicht.
In Nitzschka werden die jungen Leute beim Ausbau des ehemaligen Rittergutes
helfen und bei der Rekonstruktion der Wege im Schlossgarten Unterstützung
geben.
„Wir betrachten das Projekt als ein Übungsfeld für demokratisches
Handeln und Toleranz", erklärte Vereinsvorsitzende Annelies Friedrich
zum Vorhaben, das die Mädchen und Jungen aus dem Ausland in der Arbeit
und in der Freizeit mit Jugendlichen aus dem Muldental zusammenführt.
„Demokratie und Toleranz" lautet auch das Motto, das über zahlreichen
gemeinsamen Freizeitaktionen stehen wird. Ein Angebotskatalog, der unter
anderem mit jungen Leuten aus dem Wurzener Jugendtreff „Schweizergarten"
abgestimmt worden ist, sieht neben Sport, Spiel unter anderem auch Museumsbesuche,
Betriebsbesichtigungen, Exkursionen zu geschicht-strächtigen Stätten
und Stadtfahrten vor. Colditz, Leipzig und Dresden sind Zielorte.
Auch Gespräche mit Politikern gehören zum Projekt, das - so Annelies
Friedrich - „einen Beitrag leisten soll, um Kontakte zwischen unterschiedlichen
Kulturen zu knüpfen und auch Vorurteile abzubauen."
Unterkunft finden werden die ausländischen Studenten im ehemaligen
Gasthof Nitzschka, wo ihnen vom Verein zur Förderung umweltbewussten
und sozialen Handelns ein Quartier mit eigener Küche eingerichtet
wird.
Rittergut Nitzschka: Junge Leute wollen hier beim Ausbau helfen.
LVZ Muldental 18. Juli 2003
Junge Leute sind im Rittergut Nischka im Einsatz, um
Flutschäden zu beseitigen
Schlossgarten wird mit ABM-Hilfe neu gestaltet
Fingerfertig: Mit Pinsel und Farbe werden in der Nitzschkaer Vereinswerkstatt selbst produzierte Holzfiguren komplettiert. Foto: Röse
Nitzschka (al). 18 ABM-Beschäftigte helfen derzeit im Verein
zur Förderung umwelt-bewussten und sozialen Handelns bei Renaturierungsarbeiten
im Gelände des Rittergutes Nitzschka.
Die Jugendlichen im Alter bis zu 25 Jahren sind derzeit dabei, die
Trockenmauern am Gewürzgarten neu zu gestalten. Vereinsvorsitzende
Annelies Friedrich ist des Lobes voll: „Die Jugendlichen leisten eine ausgezeichnete
Arbeit. Die Terrasse haben sie wunderbar wieder hergestellt. Es ist eine
Augenweide."
Nach Abschluss der Arbeiten in diesem Bereich werden sich die ABMer
unter anderem auch der Wiese in der Muldenaue widmen. Dort soll der Weg
vom Rittergut bis zum Fluss wieder frei gemacht werden. Er war vom Hochwasser
zugeschwemmt worden. „Wenn alle Arbeiten beendet sind, wird das Terrain
rund um das ehemalige Rittergut an touristischer Attraktivität gewonnen
haben", ist sich Annelies Friedrich sicher. Dabei denkt sie auch daran,
dass künftig einmal die Strecke entlang des Bahndammes zum Radwanderweg
ausgebaut werden könnte.
Schautafeln für Wanderer werden jetzt schon in der neu eingerichteten
Holzwerkstatt des Vereins in Nitzschka hergestellt. Dort haben im Rahmen
einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme auch zehn Schwerbehinderte Arbeit
erhalten. Sie stellen unter anderem auch Nistkästen, Futterkrippen
und Vogelhäuschen her.
LVZ Muldental 6. August 2003
Blicke über die Muldenaue bei Nitzschka und dabei die Gedanken schweifen lassen: Annelies und Eberhard Friedrich können die Bilder vom 13. August 2002 in der Nitzschkaer Flussaue nicht vergessen. Heute zeigt sich hier wieder schöne Muldenlandschaft. Foto: Röse
Flut konnte Willen nicht niederreißen
Verein hält im ehemaligen Rittergut Nitzschka
am Ausbau-Projekt fest
Von ANDREAS LÄBE
Nitzschka. Das Nitzschkaer Rittergut liegt etwas „abseits vom Schuss ".
Wer es zufällig entdeckt, kann ins Staunen kommen, welches architektonische
Ensemble hier auf eine neue Blüte wartet. Unmittelbar an der Mulde
schlummert hier ein touristischer Anziehungspunkt. Seit der Verein zur
Förderung umweltbewussten und sozialen Handelns 1998 das alte Rittergut
kaufte, um es vor dem Verfall zu retten, ist die historische Anlage in
ihren ursprünglichen, noch erhaltenen Konturen wieder hervorgetreten.
Das Vereinskonzept sieht vor, dass hier einmal ein Familienzentrum einladen
könnte.
Am 13. August 2002 aber schienen diese Pläne im Wasser unter zu
gehen. Der Vereinsvorsitzenden Annelies Friedrich, die mit ihrem Mann selbst
im Rittergut wohnt, sind die Bilder der Flut noch ganz gegenwärtig.
Projekte unter Wasser
„Innerhalb von 15 Minuten standen Haus, Schlosspark, das ganze Rittergut
unter Wasser. Ich sah all unsere Projekte davonschwimmen", sagt die Vereins-Chefin.
„Und als ich mitkriegte, wie die Wohnhäuser in Unter-Nitzschka in
der Mulde verschwanden, kamen mir die Tränen. Das war am schlimmsten.
Wir hatten im Rittergut noch Glück im Unglück. Der Schaden hielt
sich in Grenzen."
Unfassbar war es trotzdem für Annelies und Eberhard Friedrich,
mit welcher Wucht auch hier das Wasser wütete. Die Ufermauer, die
gerade erst fertig gestellt worden war, hatte die Flut einfach hinweg gespült.
- Die Arbeit von Monaten und Jahren vernichtet.
Wer heute ins Gelände kommt, bemerkt von den Spuren der Flut nicht
mehr viel. Was sie weggerissen hatte, ist wieder aufgebaut worden. Der
Durchgang zum Schlosshof hat neuen Putz erhalten, ebenso die Rückwand
der Scheune. Im Schlossgarten sind auch Schäden an Trockenmauern behoben
worden. Aufgeblüht ist hier vor allem wieder der Wille, nicht zu verzagen.
Vereins-Idee lebt
Die Idee, dem Nitzschkaer Rittergut Schritt für Schritt zu neuer
Schönheit zu verhelfen, lebt. So wird es hier auch in diesen Tagen
wieder ein Jugendcamp mit Jugendlichen aus mehreren Ländern geben,
die bei der Gestaltung des Rittergutsgeländes helfen werden. Und im
kommenden Monat soll auch kulturell wieder ein Anfang gemacht werden -
mit einem Ringelnatzabend im Schlossgarten.
LVZ Muldental 16. August 2003
Verbindungswege erschlossen: Studenten aus mehreren Ländern Osteuropas haben während eines 14-tägigen Jugendcamps im ehemaligen Rittergut Nitzschka unter anderem beim Wegebau geholfen und dabei auch viele freundschaftliche Kontakte geknüpft. Foto: Peschel
Beim Tanzen Landesgrenzen in Nitzschka übersprungen
Internationales Jugendcamp geht morgen erfolgreich
zu Ende
Von ANDREAS LÄBE
Nitzschka. Sie ist 17 und stammt aus Krakow, wo sie Biologie
und Ethnolgie studiert. Sie kann nur ein paar Brocken Deutsch, weiß
aber besser als mancher Einheimische hier, wie schwer es ist, aus einem
alten Rittergut wieder eine schöne Anlage zu machen. Die Polin Katarzyna
Madry hat in den vergangenen zwei Wochen gemeinsam mit 19 weiteren Studenten
aus ihrem Heimatland, aus Russland, Lettland, Tschechien, Bulgarien und
Rumänien in Nitzschka hart gearbeitet, damit das Konzept von der Sanierung
der alten Gutsanlage weiter Gestalt gewinnt. Die 20 waren Teilnehmer des
Internationalen Jugendcamps, das der Verein zur Förderung umweltbewussten
.und sozialen Handelns gemeinsam mit dem Ökumenischen Werk Berlin
in Nitzschka auf die Beine gestellt hatte, zum dritten Mal übrigens
seit 2001.
Heute treten die Studenten ihre Heimreise an. In Nitzschka haben sie
in den vergangenen 14 Tagen zu Schaufel, Spaten und Schubkarre gegriffen
und vor allem beim Wegebau, bei Schachtarbeiten, bei der Pflege von Grünanlagen
geholfen.
Carsten Hankel von der Evangelischen Jugendarbeit Berlin/Brandenburg,
selbst Student für Geografie und Ja-panologie, sieht aber nicht nur
das Arbeitsergebnis, wenn er ein Fazit zieht. „Das Anliegen des Camps war
es, junge Leute aus verschiedenen Ländern, aus unterschiedlichen Kulturen
zusammen zu bringen, den - ökumenischen Gedanken zu pflegen, Freundschaften
zu begründen. Auch das ist in Nitzschka geschafft worden." Agnieszka
Zarebska (17) und Bartosz Pikul (17), beide ebenfalls aus Krakow, pflichten
ihm. so gut es. die Verständigung auf - Deutsch oder Englisch erlaubt,
bei.
Sie werden auch viele Erlebnisse in guter Erinnerung behalten, die
die Freizeit in Nitzschka den Studenten beschert hat: Städtetouren
nach Leipzig und Dresden, Abstecher ins Elbsandsteingebirge, Burkartshainer
Badevergnügen. Auch getanzt wurde im ehemaligen Nitzschkaer Gasthof,
wo die Studenten ihre Unterkunft hatten. Allerdings nicht nach Diskoklängen.
„Die Campteilnehmer haben sich und ihre Heimat in geselliger Runde mit
typischen Volkstänzen vorgestellt". stellt Carsten Hankel klar Grenzen
.und Berührungsängste seien dabei schnei überwunden worden.
LVZ Muldental 30. August 2003
Langzeitarbeitslose Schwerstbehinderte sehen ABM-Projekt
mit Praktikum
in Betrieben der Region auch als nützliche Kontaktstation
Verein will Behinderten die Wege zur Arbeit ebnen
Von ANDREAS LÄBE
Nitzschka. Zehn schwerstbehinderte Bürger eignen sich gegenwärtig
in einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme in der Nitzschkaer Holzwerkstatt
des Vereins zur Förderung um-weltbewussten und sozialen Handelns handwerkliche
Fähigkeiten der Holzbearbeitung an. Sie machen sich unter anderem
vertraut mit Drechselarbeiten, fertigen Nistkästen, Futterhäuschen
oder Schautafeln. Zum Einsatz kommen die Produkte ihrer Arbeit beispielsweise
in Parks der Region und im Bennewitzer Forst. Schautafeln und Hinweisschilder
aus der Nitzschkaer Werkstatt sollen bald auch Rad- und anderen Wanderfreunden
Wege in und um Nitzschka oder Burkartshain weisen.
Für Vereinsvorstandsvorsitzende Annelies Friedrich ist das jedoch
nicht das Wichtigste des ABM-Projektes. Bedeutender sei, dass der Verein
auf diese Weise Schwerstbehinderten eine Möglichkeit zur sozialen
Integration bietet und ihnen auch Wege in eine Dauerbeschäftigung
ebnen will.
Letzteres sei auch das Anliegen von Betriebspraktika, die in diesem
Jahr erstmals für Teilnehmer eines solchen ABM-Projektes durchgeführt
werden. Annelies Friedrich freut sich, dass alle zehn ABM-Beschäftigten
für das vierwöchige Praktikum offene Türen in Unternehmen
der Region gefunden haben. „In Baubetrieben, Gärtnereien oder Handelseinrichtungen
können sich die schwerstbehinderten Bürger mit betrieblichen
Abläufen vertraut machen. Wir knüpfen daran immer auch die Hoffnung,
dass die Praktikanten in dem einen oder anderen Fall die Chance zu einer
Dauereinstellung erhalten", sagt die Vorstandsvorsitzende. Eine feste Arbeit
für Schwerstbehinderte sei allerdings immer noch die Ausnahme. Von
den zehn Praktikanten dieses Jahres - allesamt Langzeitarbeitslose - könne
wahrscheinlich nur einer mit einer Festeinstellung rechnen. Auch deshalb
hofft der Verein, dass das laufende ABM-Projekt, das vorerst nur bis Ende
des Jahres bewilligt worden ist, um einige Monate verlängert werden
kann. „Für die Betroffenen würde das sehr viel bedeuten - vor
allem ein Stück wichtigen gesellschaftlichen Kontakt", sagt Annelies
Friedrich.
Soziale Kontaktstelle: die Nitzschkaer Holzwerkstatt des Vereins zur Förderung umweltbewussten und sozialen Handelns. Foto: Röse
LVZ Muldental 8. Oktober 2003